Wenn Ihr Unternehmen signifikante FLAG-Emissionen verursacht, ist es verpflichtet, ein wissenschaftsbasiertes FLAG-Ziel (FLAG-SBT) zu definieren.
Basiert die Geschäftstätigkeit Ihres Unternehmens zu einem großen Teil auf Forst-, Land- und Agrarwirtschaft (FLAG)? Die neuen Richtlinien der Science Based Targets Initiative (SBTi) erleichtern es der Lebensmittel- und Getränkeindustrie, der Modeindustrie und allen anderen Sektoren mit intensiver Flächennutzung, wissenschaftsbasierte Ziele (SBTs) festzulegen. Da fast ein Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen auf FLAG zurückzuführen sind, geben die FLAG-Richtlinien der SBTi Unternehmen eine Standardmethode zur Festlegung von Zielen an die Hand, um die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft voranzutreiben.
Was bedeutet das? Wenn Ihr Unternehmen signifikante FLAG-Emissionen verursacht, ist es verpflichtet, ein wissenschaftsbasiertes FLAG-Ziel (FLAG-SBT) zu definieren. Quantis hat an der Entwicklung der neuen FLAG-Richtlinien der SBTi und an der Entwicklung der Methoden mitgearbeitet. Hier erhalten Sie einen Überblick zu allen Informationen, was der neue Rahmen für die Festlegung von Klimazielen und das dazugehörige Werkzeug für Ihr Unternehmen bedeuten.
Sektorale Pfade wie die FLAG-Richtlinien ermöglichen es Unternehmen, sich Ziele zu setzen, die für ihre speziellen Wirkungsbereiche und Geschäftsaktivitäten relevant sind. Da diese Klimastrategien individuell sind, haben sie eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit als allgemeine Pläne.
Warum die neuen FLAG-Richtlinien der SBTi wichtig sind
- Halbierung der Treibhausgasemissionen bis 2050: FLAG-Emissionen machen heute fast 25 % der weltweiten Gesamtemissionen aus. Hinzu kommt, dass die landwirtschaftliche Produktion voraussichtlich um 50 % gesteigert werden wird, um die Ernährung der wachsenden Bevölkerung sicherzustellen. Um das Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 °C zu erreichen, müssen die FLAG-Emissionen bis 2050 halbiert werden (WRI, 2019).
- Den Weg zur Erreichung des 1,5 °-Ziels freimachen: Da FLAG-Emissionen einen beträchtlichen Teil der Gesamtemissionen ausmachen, bieten sich in diesem Bereich vielfältige Möglichkeiten, Emissionen zu reduzieren und zu binden. Allein im Landsektor könnten praktikable und nachhaltige Maßnahmen umgesetzt werden, die 30 % der gesamten Emissionssenkung, die zur Erreichung des 1,5°C-Ziels bis 2050 nötig ist, abdecken würden.
- Schließung einer kritischen Wissenslücke: Zwar haben viele Unternehmen mit flächenintensiven Tätigkeiten bereits SBTs festgelegt, doch zeichnen diese kein klares Bild der spezifischen Anstrengungen, die dieser Sektor zur Erreichung des 1,5 °C-Ziels unternehmen muss. Dies ist vor allem dem Mangel an verfügbaren Standards, Richtlinien und Methoden geschuldet, den die FLAG-Richtlinien der SBTi beheben möchten.
- Dort Maßnahmen ergreifen, wo es wichtig ist: Sektorale Pfade wie die FLAG-Richtlinien ermöglichen es Unternehmen, sich Ziele zu setzen, die für ihre speziellen Wirkungsbereiche und Geschäftsaktivitäten relevant sind. Da diese Klimastrategien individuell sind, haben sie eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit als allgemeine Pläne.
Was Sie über die FLAG-Richtlinien der SBTi wissen müssen
- FLAG-SBTs sind wissenschaftsbasierte Ziele für die Forst-, Land- und Agrarwirtschaftsemissionen eines Unternehmens. Diese umfassen CO2-Emissionen im Zusammenhang mit Landnutzungsänderungen (d. h. Biomasseverlust und Freisetzung von Kohlenstoff durch Entwaldung und Walddegradation, Umwandlung von Küstenfeuchtgebieten und Abbrennen von Torfböden) und Emissionen aus der Agrarbewirtschaftung (d. h. N2O und CH4 aus der enterischen Fermentation, der Verbrennung von Biomasse, dem Nährstoffmanagement, dem Einsatz von Düngemitteln und Gülle sowie CO2-Emissionen aus der Maschinen- und Düngemittelherstellung).
- Die FLAG-SBTs eines Unternehmens umfassen sowohl die Reduzierung als auch die Bindung von Emissionen – ein wesentlicher Unterschied zu den Nicht-FLAG-SBTs. Das bedeutet, dass auch die Bindung von Emissionen bis zu einem gewissen Grad als Mechanismus zur Erreichung der Ziele genutzt werden kann. Er kann jedoch nicht dazu verwendet werden, um Nicht-FLAG-Ziele zu erreichen (so kann die Reduzierung von Emissionen aus agrarwirtschaftlichen Aktivitäten nicht auf die Erreichung von Nicht-FLAG-Zielen von Unternehmen oder Standorten angerechnet werden, und in Bezug auf FLAG-Ziele durchgeführte Emissionsbindung kann nicht auf die Erreichung von Nicht-FLAG-Zielen angerechnet werden).
- Die FLAG-Richtlinien der SBTi beinhalten sowohl sektorale Pfade für Unternehmen mit diversifizierten FLAG-Emissionen als auch 11 rohstoffspezifische Richtlinien für Rindfleisch, Geflügel, Schweinefleisch, Milchprodukte, Mais, Weizen, Reis, Soja, Palmöl, Leder sowie Holz und Holzfasern. Unternehmen können mehrere Rohstoffpfade und den sektoralen Pfad in eine übergeordnete FLAG-Zielsetzungsstrategie einfließen lassen.
- Ein FLAG-Ziel deckt Emissionen „bis zum Hoftor“ ab. Das bedeutet, dass alle Emissionen, die entstehen, nachdem die Güter den Hof verlassen haben (z. B. Verarbeitung von Rohstoffen), von der FLAG-Grenze ausgenommen sind und als Nicht-FLAG-Emissionen behandelt werden sollten. Die Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihr Fußabdruck diese Unterscheidung widerspiegelt.
- Unternehmen mit FLAG-Zielen müssen sich für alle Emissionsbereiche öffentlich zur Erreichung des Null-Entwaldungs-Ziels bis spätestens 2025 verpflichten. Die Selbstverpflichtungen müssen auf der SBTi-Website in deren Sprachgebrauch veröffentlicht werden. Es wird empfohlen, die Richtlinien der Accountability Framework Initiative (AFI) zu befolgen.
- Biogene CO2-Bindung kann auf die Erfüllung der FLAG-Ziele angerechnet werden. Dies beinhaltet die Agroforstwirtschaft, die Bindung von CO2 im Boden, die Aufforstung von Nutzflächen usw. Die für Anfang 2023 erwartete Land Sector and Removals Guidance des Greenhouse Gas Protocol wird detailliert darlegen, wie eine solche Bindung zu bewerten ist. In der Zwischenzeit sollten die Unternehmen weitere Ziele bestimmen, um die Maßnahmen zu beschleunigen.
- Unternehmen mit signifikanten FLAG-Emissionen sind verpflichtet, ein FLAG-SBT festzulegen. Dies ist vor allem für Unternehmen der Lebensmittel- und Getränkeindustrie sowie für Unternehmen mit FLAG-Emissionen von über 20 % in Scope 1, 2 und 3 relevant.
Wie sich FLAG-SBTs auf Ihr Unternehmen auswirken
Neue Zeitvorgaben für die Zielsetzung
Die zeitlichen Anforderungen variieren je nachdem, in welcher Phase des SBT-Weges sich ein Unternehmen befindet.
- Wenn Ihr Unternehmen seine Ziele vor Januar 2020 festgelegt hat, müssen diese bis Ende 2023 aktualisiert werden.
- Alle SBTs, die nach Januar 2020, aber vor April 2023 festgelegt wurden oder werden, müssen bis Ende 2024 aktualisiert werden.
- Ab April 2023 muss jedes Unternehmen, das sich Ziele setzt, die FLAG-Richtlinien einhalten.
Was bedeuten die FLAG-Richtlinien für Ihr Unternehmen heute?
- Stellen Sie zunächst fest, ob die neuen FLAG-Richtlinien der SBTi für Ihr Unternehmen relevant sind und ob Sie Ihre Ziele aktualisieren müssen – falls Sie bereits Ziele festgelegt haben.
- Wenn Ihr Unternehmen seine Ziele aktualisieren oder neue Ziele festlegen muss, geht es zunächst darum zu verstehen, wie sich diese Ziele auf die Beurteilung der Ausgangslage auswirken. Der nächste Schritt besteht darin, mit Hilfe des FLAG-Zielsetzungstools der SBTi, das mit Unterstützung von Quantis entwickelt wurde, verschiedene Ziele zu modellieren.
- Wenn die neue FLAG-Richtlinien zu Verzögerungen bei der Einreichung Ihrer Ziele führen, sollten Sie dies Ihren Investoren mitteilen.
Da Klimaschutzmaßnahmen hier und jetzt ergriffen werden müssen, sollten Unternehmen ihre bestehenden Reduktionspläne in der Zeit bis zur öffentlichen Validierung ihrer FLAG-Ziele durch die SBTi nicht auf Eis legen. Quantis freut sich darauf, unsere Kunden in allen Phasen dieses Prozesses zu begleiten – von der Bewertung der FLAG-Emissionen über die Festlegung von sektor- und rohstoffspezifischen Pfaden bis hin zur Mitgestaltung von Transformationsstrategien, die die Erreichung des 1,5 °C-Ziels beschleunigen.