Wasser ist das Lebenselixier der Wirtschaft und der gesamten menschlichen Existenz. Doch die Zukunft dieser endlichen Ressource steht auf dem Spiel.
Zusammenfassung:
- Wasser spielt in fast jeder Phase der Wertschöpfungskette eine zentrale Rolle, von der Gewinnung bis zum Verbrauch.
- Wasserprobleme stellen ein erhebliches Geschäftsrisiko dar, da sie zu Unterbrechungen der Betriebsabläufe und der Lieferkette sowie zu höheren Kosten führen.
- Der Sektor der Basiskonsumgüter ist am stärksten durch Wasserrisiken gefährdet und ist mit einem potentiellen Schaden von 200 Milliarden US Dollar durch Wasserknappheit konfrontiert.
- Unternehmen, die dem Management von Wasserressourcen heute Priorität einräumen, schaffen eine solide Grundlage für die Bewältigung künftiger Herausforderungen.
Wasser ist das Lebenselixier der Wirtschaft und der gesamten menschlichen Existenz. Doch die Zukunft dieser endlichen Ressource steht auf dem Spiel: Regenwasser steht nicht mehr überall als sicheres Trinkwasser zur Verfügung, lebenswichtige Flüsse und Grundwasserleiter auf der ganzen Welt versiegen und seit April 2022 haben wir die planetare Grenze für die Süßwassernutzung überschritten.
Die steigende Nachfrage nach Nahrungsmitteln und Energie, die starke Wasserverschmutzung, der im vollen Gang befindliche Klimawandel und die unzureichende Überwachung der Wassernutzung haben die Gesellschaft an einen kritischen Punkt gebracht. Prognosen zufolge wird die Nachfrage nach Wasser das Angebot bis zum Jahr 2030 um 56 % übersteigen.
Unternehmen sind Menschenwerk: Die Probleme der Unternehmen sind auch Probleme der Menschheit – und umgekehrt. Die Wirtschaft ist sehr stark von Wasser abhängig und gleichzeitig einer der Hauptverursacher wasserbezogener Umweltauswirkungen. So verantworten die Sektoren Lebensmittel, Mode, Chemie, Pharma, Energie, Industrie und Bergbau 70 % des Süßwasserverbrauchs und der Umweltverschmutzung. Die Wirtschaft spielt eine entscheidende Rolle, wenn es um Wassersicherheit für die Zukunft geht, und hat auch ein starkes Eigeninteresse.
Unternehmen, die der Verwaltung der Wasserressourcen bereits jetzt Priorität einräumen, rüsten sich für die Herausforderungen der Zukunft. Mit einer ambitionierten Wassermanagementstrategie können Unternehmen die Resilienz ihrer Wertschöpfungskette in einer sich schnell verändernden Welt stärken und zur globalen Wassersicherheit beitragen. Sie können den Fortschritt bei anderen Umweltzielen, unter anderem in den Bereichen Klima und Biodiversität, beschleunigen.
Wassersicherheit und Geschäftsrisiko – untrennbar miteinander verbunden
Die Wasserkrise, die im Global Risk Report des Weltwirtschaftsforums seit zehn Jahren unter den Top Ten der Problemfelder rangiert, bedroht Unternehmen akut und ist mit einer Vielzahl von physischen, finanziellen, reputationsbezogenen und regulatorischen Risiken verbunden. Laut einem Bericht aus dem Jahr 2020 bedrohen Wasserknappheit, Umweltverschmutzung und Klimawandel einen Gesamtgeschäftswert von ca. 301 Milliarden USD. Die Art und Weise, wie Unternehmen diese Herausforderungen in Angriff nehmen, ist für ihre Überlebensfähigkeit entscheidend.
Zwei Faktoren bestimmen die wasserbezogenen Risiken der Wirtschaft: die Abhängigkeit der Unternehmen von den Wasserressourcen und die Auswirkungen, die ihre Aktivitäten auf die Wasservorräte haben.
Die Wirtschaft lebt vom Wasser. Wasser spielt in fast jeder Phase der Wertschöpfungskette eine zentrale Rolle – von der Rohstoffgewinnung bis hin zum Verbrauch. Die Landwirtschaft ist für 70 % der globalen Wasserentnahmen verantwortlich, während auf die Industrie einschließlich Rohstoffgewinnung und Produktion 19 % entfallen. Auch die Binnenwasserläufe, die derzeit in Rekordgeschwindigkeit austrocknen, sind wichtigfür die Material- und Produktlogistik. Das Schwinden der Wasservorräte ist eine der Hauptursachen für Störungen geschäftlicher Abläufe. Weltweit führt Wasserknappheit zur Stilllegung von Kraftwerken, zu längeren Perioden der Unpassierbarkeit von Handelsrouten, über die normalerweise Güter im Wert von Milliarden US-Dollar transportiert werden, und zur Verschärfung von Regularien wie Obergrenzen und Beschränkungen.
Diese Störungen haben einen wirtschaftlichen Preis: Die finanziellen Verluste infolge von Wasserproblemen sind beträchtlich und könnten sich noch verschlimmern, wenn die Wirtschaft untätig bleibt. Im Jahr 2018 verzeichneten Unternehmen weltweit wasserbezogene Verluste von 38,5 Milliarden USD. Allein im Jahr 2022 führten erschöpfte und kontaminierte Wasservorräte dazu, dass in vier wichtigen Branchen (Öl und Gas, Stromversorgung, Kohle sowie Metall und Bergbau) Vermögenswerte in Höhe von 13,5 Milliarden USD verloren gingen.
Sinkende Wasserversorgung ist eine wesentliche Ursache für Störungen in der Lieferkette und Betriebsabläufen von Unternehmen sowie für höhere Kosten.
Wasserprobleme können auch die Kaufbereitschaft der Verbraucher drastisch verändern. Unternehmen, die ihre Standorte in wasserarmen oder unsicheren Gebieten haben und dort Wasser verbrauchen, sind ernsthaften Reputationsrisiken ausgesetzt, wenn es zu Verteilungsstreitigkeiten und anderen Konflikten mit lokalen Gemeinschaften kommt. Probleme mit der Wassersicherheit können auch dazu führen, dass bestimmte Produkte für bestimmte Märkte ungeeignet oder weniger begehrt sind. Sollten die derzeitigen Trends anhalten, werden bis zum Jahr 2030 1,6 Milliarden Menschen über kein sicheres Trinkwasser und 2,8 Milliarden über keine sichere Abwasserentsorgung verfügen. Wird Ihr Produkt in einer Welt der Wasserknappheit noch attraktiv für die Verbraucher sein?
Wasser – im Zentrum der Klimakrise
Die Risiken, die durch Knappheit und Verschmutzung von Wasser entstehen, sind nicht nur finanzieller, sondern auch ökologischer Natur. Unternehmen, die bestrebt sind, im Einklang mit der Natur zu arbeiten und ihre Umweltauswirkungen ernsthaft zu reduzieren, können diese Ziele nur erreichen, indem sie Maßnahmen zum Klimaschutz setzen. Wasser spielt eine wichtige Rolle, um den Klimawandel abzuschwächen, sich an seine Auswirkungen anzupassen und dem Verlust der biologischen Vielfalt entgegenzuwirken.
Die ökologischen Systeme der Erde sind miteinander verbunden. Wird ein System instabil, hat dies Auswirkungen auf die anderen Systeme. Wir nehmen direkten und indirekten Einfluss auf die Wassersysteme. Die angespannte Wassersituation aufgrund der steigenden Nachfrage wird durch den Klimawandel und die Verschmutzung weiter verschärft. Steigende Temperaturen und extremere, weniger vorhersehbare Wetterbedingungen haben tiefgreifende Auswirkungen auf den Wasserkreislauf. Zu den Folgen zählen beispiellose Dürren und Überschwemmungen, die erhebliche Auswirkungen auf die Landnutzung und auf die Artenvielfalt haben. So ist beispielsweise der Boden das natürliche Filtersystem unseres Wassers. Lange Dürreperioden verschlechtern seine Qualität und seine Fähigkeit, Wasser zu speichern. Regnet es schließlich, kann der geschädigte Boden das Wasser nicht mehr so gut aufnehmen und es fließt ab, wodurch eine weitere Bodenverschlechterung durch Erosion eintritt. Das verbleibende Wasser ist zunehmend verschmutzt, werden doch 80 % des globalen Schmutzwassers ungeklärt in die Umwelt zurückgeleitet.
Die Folgen sind gravierend. Im April 2022 schlugen Wissenschaftler aufgrund der Überschreitung der planetaren Grenze für Süßwasser Alarm. Planetare Grenzen sind die „sicheren Zonen“ für die Auswirkungen menschlichen Handelns und für den Verbrauch bestimmter Ressourcen wie Land und Wasser. Wird eine planetare Grenze überschritten, können irreversible Umweltveränderungen eintreten. Eine solche Überschreitung ist ein gefährlicher Indikator für die Zukunft der Wasserverfügbarkeit und birgt die Gefahr weiterer Destabilisierungen, unter anderem in den Bereichen Klimawandel und Landnutzung. Unternehmen, denen es mit der Erreichung ihrer Umweltziele ernst ist, müssen ambitionierte Maßnahmen zum Schutz und zur Wiederherstellung der Wasservorräte umsetzen.
Den Wasserrisiken den Kampf ansagen
Obwohl der Handlungsbedarf aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht klar ist, verringern die Unternehmen ihre Wasserentnahme noch nicht in einem Maß, wie es den globalen Nachhaltigkeitszielen entsprechen würde. Tatsächlich haben nur 31 % der Unternehmen, die in wasserintensiven Branchen tätig sind, auf Führungsebene Anreize für ein besseres Wassermanagement gesetzt.
Der Übergang zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Wasser und einer sicheren Zukunft erfordert eine Umstellung von Geschäftsmodellen, Praktiken und Produkten. In der Vergangenheit beruhten die Aktivitäten der Unternehmen auf der Verfügbarkeit von billigem und reichlich vorhandenem Wasser – doch das ist heute undenkbar. Der durchschnittliche Wasserpreis ist in den 30 größten Städten der USA zwischen 2010 und 2010 um 60 % gestiegen. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass sich die Folgen eines Problems, das ignoriert wird, im Laufe der Zeit verschlimmern. Stauseen wie der Lake Mead, der größte Stausee der USA, trocknen in alarmierendem Tempo aus. Wenn die Wirtschaft untätig bleibt, könnte ein ähnlich staubiges Szenario entstehen wie am Aralsee.
Ignoranz ist keine Option mehr, da sich das Wasserangebot verkleinert und die Preise signifikant steigen.
Wasser als strategische Priorität für Unternehmen
Für Unternehmen ist es an der Zeit, ambitionierte Strategien zu entwickeln, um auf die anstehenden Herausforderungen zu reagieren. Diese Strategien müssen mit den Klima-, Land– und Biodiversitätszielen abgestimmt werden.
Was man nicht messen kann, kann man nicht managen. Daher ist die Bewertung und Abschätzung der Auswirkungen und Abhängigkeiten Ihrer gesamten Wertschöpfungskette auf das Wasser der erste Schritt in die richtige Richtung. Berechnen Sie anhand bewährter Instrumente wie der unten aufgeführten Ihren Wasser-Fußabdruck und Ihre Risiken genau, um Daten zu sammeln und eine Liste potenzieller Problembereiche und entsprechende Ziele zu erstellen. Das Science-Based Targets Network (SBTN) bietet Unternehmen umfassende Anleitungen für die Durchführung von Wesentlichkeitsbewertungen auf Sektorebene, die Ermittlung von Schwachstellen der Wertschöpfungskette und die Verfeinerung auf Unternehmensebene. Ermutigen und unterstützen Sie auch Ihre Lieferanten, ihren eigenen Wasserverbrauch und dessen Auswirkungen zu bewerten. Ressourcen zur Unterstützung Ihrer Wasserbewertung sind unter anderem:
- der Water Risk Filter des WWF, ein Screening-Tool, das Unternehmen und Investoren dabei hilft, die wichtigsten Prioritäten im Kampf gegen die Wasserrisiken zu setzen
- Aqueduct, ein vom World Resources Institute entwickeltes Instrument, das die Identifikation und Bewertung von Wasserrisiken weltweit ermöglicht
- der Water Risk Monetizer, der Ihnen hilft, wasserbezogene Geschäftsrisiken zu bewerten, um die Lücke zwischen den Kosten, die Ihr Unternehmen für Wasser zahlt, und den potenziellen Kosten seiner Wasserrisiken zu verstehen
Die Daten, die Sie durch Ihre Bewertungen gewinnen, können Ihnen bei der strategischen Planung helfen. Legen Sie ehrgeizige, wissenschaftlich fundierte Ziele fest und nutzen Sie dazu etablierte wasserbezogene Rahmenwerke wie die wissenschaftlich fundierten Ziele für die Wassermethodik des SBTN (die Anfang 2023 veröffentlicht werden sollen), die Wasserziele für Unternehmen und die volumetrische Wasserbilanzierung. Konzentrieren Sie sich auf die wichtigsten Aspekte, setzen Sie sich ambitionierte Ziele für die nahe Zukunft und legen Sie wichtige Leistungsindikatoren für die Messung des Fortschritts fest. Starke Wasserziele sollten klar formuliert und erreichbar sein, z. B.: „den Wasserverbrauch bis 2030 in den auswirkungsstärksten Teilen der Wertschöpfungskette um x % reduzieren“. Bereiten Sie sich auf die Offenlegung von Daten vor, denn Transparenz ist notwendig, damit die globale Gemeinschaft die mit dieser gemeinsamen Ressource verbundenen Wasserrisiken versteht und Ihr Unternehmen motiviert wird, weitere Maßnahmen voranzutreiben.
Sobald Sie Ihre Ziele festgelegt haben, beginnen Sie, die Denkweise Ihres Unternehmens zu ändern, um seine Prozesse an diesen Zielen auszurichten. Entwickeln Sie in Zusammenarbeit mit wichtigen Stakeholdern wie Investoren, Kunden, Standorten, Lieferanten und Gemeinden klare Wasseraktionspläne, um richtige Entscheidungen zur Unterstützung Ihrer Ziele zu treffen. Entwickeln Sie neue Geschäftsmodelle, betriebliche Initiativen, Standortstrategien usw., um den Wasserverbrauch und die Wasserverschmutzung zu reduzieren. Setzen Sie Programme zur Wasserbewirtschaftung um, die den Gemeinden, in denen Sie tätig sind, zugutekommen, um die Nachhaltigkeit zu maximieren und die Beziehungen zu stärken. Führen Sie eine jährliche Berichterstattung über Ihre Fortschritte ein und berichten Sie öffentlich über sie, um das Potenzial der gemeinschaftlichen Bemühungen auszuschöpfen.
Mit der Zeit werden solche Strategien dazu führen, dass mehr Unternehmen beim verantwortungsvollen Umgang mit Wasser, mit gutem Beispiel vorangehen. Unternehmen, die frühzeitig mit der Entwicklung von Wasser-Strategien beginnen, werden erfolgreicher für die Zukunft aufgestellt sein, um in einer sich schnell verändernden Welt zu reagieren, sich anzupassen und zu florieren.
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