Unternehmen können sich anhand der vermiedenen Emissionen ein besseres Bild über die globalen Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit verschaffen. Für ein nachhaltiges Wachstum reicht es jedoch nicht aus, die vermiedenen Emissionen lediglich zu berechnen.
Zusammenfassung:
- Die vermiedenen Emissionen eröffnen Unternehmen Chancen, ihre Klimaagenda zu erweitern. Sie liefern Informationen, die für die Entwicklung und Skalierung effektiver Lösungen auf Märkten mit hohem Potenzial für Dekarbonisierung erforderlich sind.
- Unternehmen können die berechneten vermiedenen Emissionen als Kennzahl heranziehen. Sie hilft ihnen dabei, Innovationschancen zu erkennen, Lösungen zu skalieren und interne Diskussionen darüber anzustoßen, wie sie einen größeren Beitrag zur Emissionsminderung in der Gesellschaft leisten können.
- Es reicht jedoch nicht aus, die vermiedenen Emissionen lediglich zu berechnen. Wenn die vermiedenen Emissionen die globale Dekarbonisierung nachhaltig vorantreiben sollen, müssen Unternehmen diese Emissionen als Instrument zur Überprüfung und Ausrichtung ihres Wachstumskonzepts nutzen.
- Die vermiedenen Emissionen können die unternehmenseigenen Emissionen nicht kompensieren und somit auch nicht auf die Unternehmensziele in puncto Klimaneutralität oder Net Zero angerechnet werden.
Der Beitrag von Unternehmen zur globalen Dekarbonisierung hat sich im Wettlauf um die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 ˚C weitgehend auf die Reduzierung der unternehmenseigenen direkten und indirekten Treibhausgasemissionen (THG) beschränkt. Völlig zu Recht hat sich der Weltklimarat eindeutig dahingehend geäußert, dass unverzügliche, tiefgreifende Emissionsminderungen in allen Wirtschaftsbereichen unverzichtbar sind, wenn wir die schlimmsten Szenarien des Klimawandels abwenden wollen. Damit wir das Net-Zero-Ziel jedoch erreichen können, darf es bei den Klimaschutzmaßnahmen der Unternehmen nicht nur darum gehen, „weniger Schaden anzurichten“, sondern sie müssen darauf abzielen, „mehr Gutes zu bewirken“.
Zusätzlich zu ihren eigenen Bemühungen um Emissionsminderung müssen Unternehmen anfangen, klimafreundliche Lösungen zu entwickeln, die maßgeblich zur Dekarbonisierung der Gesellschaft beitragen. Diese ergänzenden Maßnahmen können erhebliche Auswirkungen haben. So weist der Weltklimarat in seinem Synthesebericht (AR6) darauf hin, dass nachfrageseitige Strategien dazu geeignet sind, die globalen THG-Emissionen bis 2050 um 40–70 % zu senken.
Durch die vermiedenen Emissionen können Unternehmen ihre Klimaagenda ausbauen. Denn sie berücksichtigen die weiterreichenden Auswirkungen auf die Gesellschaft und liefern wertvolle Messwerte zur Beschleunigung der Entwicklung und Einführung von Lösungen mit hohem Dekarbonisierungspotenzial. Und immer mehr Unternehmen nutzen diese Chance. Die Zahl der Unternehmen, die ihre vermiedenen Emissionen als Nachhaltigkeitskriterium nutzen, wächst stetig. Die Definition des Begriffs ist jedoch oft nicht ganz klar, was zu ungewolltem Greenwashing führen kann. Was versteht man also wirklich unter dem Begriff „vermiedene Emissionen“? Und wie gelingt es den Unternehmen, sicherzustellen, dass sie die Daten zu den vermiedenen Emissionen auf glaubwürdige Art und Weise nutzen, um das Klima für die Gesellschaft positiv zu beeinflussen?
Den Begriff „vermiedene Emissionen“ richtig verstehen
Die Berechnung der vermiedenen Emissionen entspricht einer Art von Maßnahmenbilanzierung, anhand derer Unternehmen Emissionsminderungen, die durch den Gebrauch ihres Produkts außerhalb des Lebenszyklus und der Wertschöpfungskette des Unternehmens erzielt werden (also die „positiven“ Auswirkungen auf die Gesellschaft), nachvollziehen können. Damit kann die Differenz zwischen den THG-Emissionen, die durch den Lebenszyklus eines herkömmlichen Produkts freigesetzt würden, und den THG-Emissionen eines emissionsärmeren Alternativprodukts gemessen werden. Beispiele sind Milch auf pflanzlicher Basis als Ersatz für Kuhmilch oder LED-Leuchtmittel als Alternative für Glühbirnen.
Die vermiedenen Emissionen zielen in erster Linie darauf ab, außerhalb der Wertschöpfungskette eines Unternehmens Emissionsminderungen für die Gesellschaft zu erzielen. Hierzu werden Produkte oder Dienstleistungen angeboten, die umfassendere Veränderungen im Konsumverhalten bewirken und somit nicht die unternehmenseigene THG-Bilanz reduzieren, sondern stattdessen zu Emissionsminderungen außerhalb des Unternehmens führen. Dabei können einige Lösungen nicht nur dazu beitragen, die vermiedenen Emissionen zu steigern, sondern auch die unternehmenseigenen direkten und indirekten Emissionen zu reduzieren (beispielsweise, indem sie in ihrem Portfolio tierische Produkte durch Produkte auf pflanzlicher Basis ersetzen) – eine Win-win-Situation. Bei Unternehmen, deren Produkte bereits als klimafreundliche Lösungen betrachtet werden können, beispielsweise Solarpaneele, führt ein höherer Absatz – und damit eine Zunahme der vermiedenen Emissionen – zu einem Anstieg der unternehmenseigenen Emissionen. Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass sich Unternehmen neben den Bemühungen um eine Reduzierung ihrer unternehmenseigenen Emissionen zusätzlich darum bemühen, den Anteil der vermiedenen Emissionen zu steigern. Denn wenn wir die globale Bedrohung durch den Klimawandel eindämmen wollen, spielen beide Aspekte eine entscheidende Rolle.
**Anmerkung: Die vermiedenen Emissionen sind nicht mit dem THG-Inventar gleichzusetzen, weshalb sie auch separat im Fußabdruck bilanziert werden müssen. Die vermiedenen Emissionen können die unternehmenseigenen Emissionen nicht kompensieren und sollten somit auch nicht auf die Unternehmensziele in puncto Klimaneutralität oder Net Zero angerechnet werden. Weitere Informationen erhalten Sie im Leitfaden WBCSD Guidance on Avoided Emissions.**
Vermiedene Emissionen als Grundlage für die Entscheidungsfindung und zur Steigerung der positiven Auswirkungen nutzen
Die vermiedenen Emissionen bieten Unternehmen ein leistungsstarkes Instrument zur Beschleunigung von umfassenden Klimaschutzmaßnahmen. Denn sie liefern die Informationen, die für die Entwicklung und Skalierung effektiver Lösungen auf Märkten mit hohem Dekarbonisierungspotenzial erforderlich sind. Darüber hinaus können Unternehmen Bewertungen für vermiedene Emissionen als Grundlage nutzen, um ihren Beitrag zu einer 1,5 ˚-Grad-kompatiblen Gesellschaft zu kommunizieren.
Innovationschancen erkennen
Um die globalen und unternehmerischen Klimaziele zu erreichen (sowie die Ziele, die mit anderen Belastungsgrenzen unseres Planeten in Zusammenhang stehen, beispielsweise im Bereich Biodiversität und Wasserressourcen), bedarf es eines Systemwandels. Wir können als Gesellschaft nicht weiterhin die gleichen Produkte genauso wie bisher herstellen.
Unternehmen können Bewertungen für vermiedene Emissionen nutzen, um ihre Geschäftsmodelle umzugestalten und Lösungen zu entwickeln, die innerhalb der Gesellschaft zu Emissionsminderungen führen. Viele Unternehmen werden dazu ihr Produktportfolio diversifizieren oder anpassen müssen, um herkömmliche Produkte durch emissionsärmere Alternativen zu ersetzen. Darüber hinaus sind die Unternehmen angehalten, gezielt die Konsumenten bestimmter herkömmlicher Produkte oder ganzer Produktkategorien zu erreichen, und Anreize zu schaffen, damit sie herkömmliche Produkte durch emissionsärmere Alternativen ersetzen, beispielsweise tierische Produkte durch Produkte auf pflanzlicher Basis.
So könnte ein Hersteller von Produkten auf pflanzlicher Basis einen größeren Beitrag zur globalen Dekarbonisierung leisten, indem er sich darauf konzentriert, die Verbraucher und Verbraucherinnen herkömmlicher Milchprodukte zu erreichen, indem er treibhausgasintensive Produkte vom Markt nimmt und durch emissionsärmere Alternativen ersetzt. Zum Vergleich: „Milchprodukte“ auf pflanzlicher Basis verursachen im Durchschnitt nur ein Drittel der THG-Emissionen, die bei der Herstellung von herkömmlichen Milchprodukten (von Kühen) freigesetzt werden. Darüber hinaus beansprucht die Produktion weniger Landnutzung und Wasserverbrauch. Ein weiteres Beispiel: Ein Hersteller hochwertiger Haushaltsgeräte könnte das Klima im Sinne der Gesellschaft positiv beeinflussen, indem er herkömmliche, weniger hochwertige Haushaltsgeräte vom Markt verdrängt, den Verbrauchern und Verbraucherinnen Produkte mit vergleichbarer Funktionalität anbietet und sie über die Vertriebs- und Marketingkanäle, die herkömmlichen Produkten vorbehalten sind, anspricht.
Skalierung von Lösungen
Unternehmen können die vermiedenen Emissionen als Messwert heranziehen, um die Entscheidungsfindung dahingehend zu erleichtern, welchen Lösungen und Märkten sie Priorität einräumen wollen.
Damit Unternehmen einen größeren Beitrag zur globalen Dekarbonisierung (und damit zur gesamtgesellschaftlichen Emissionsminderung) leisten können, müssen sie entweder die Verdrängungsraten erhöhen (beispielsweise durch gezieltes Wachstum auf bestimmten Märkten oder im Hinblick auf bestimmte Verbraucher und Verbraucherinnen) oder die Differenz in Bezug auf die Emissionen zwischen ihrem emissionsärmeren Produkt und einem herkömmlichen Produkt vergrößern. Eine Bewertung für vermiedene Emissionen kann Unternehmen dabei helfen, zu verstehen, welche gesellschaftlichen Auswirkungen verschiedene Lösungen auf unterschiedlichen Märkten haben. Somit können sie herausfinden, wo sie ihre Ressourcen und Bemühungen bündeln sollten, um das größte Minderungspotenzial für Emissionen in der Gesellschaft zu erzielen.
Auswirkungen kommunizieren + Verhaltensweisen verändern
Vermiedene Emissionen sind wahrscheinlich am bekanntesten für ihre Nutzung als Instrument der Rechenschaftslegung. Mit ihnen als Kommunikationsmittel können Unternehmen intern darüber diskutieren, wie sie die „Vorteile“ ihrer Produkte (also ihren Beitrag zur globalen Dekarbonisierung durch die Minderung gesamtgesellschaftlicher Emissionen) steigern können. Darüber hinaus können sie sich glaubwürdig mit den Verbrauchern und Verbraucherinnen über emissionsärmere Lösungen austauschen.
Anhand von Daten über vermiedene Emissionen sind Unternehmen in der Lage, überzeugende (und fundierte) Aussagen über die Klimaauswirkungen ihrer Lösung zu treffen. So liefern sie den Verbrauchern und Verbraucherinnen einen überzeugenden Grund, sich nicht für ein herkömmliches Produkt, sondern für ein Alternativprodukt zu entscheiden. Das führt letztlich zu einem Umdenken und zu veränderten Verhaltensweisen, die notwendig sind, wenn wir das 1,5 ˚-Grad-Ziel erreichen wollen.
Vertriebsziele strategisch angehen: Verdrängung und Disruption als Nachhaltigkeitskriterien
Auf den ersten Blick können die Ziele hinsichtlich der vermiedenen Emissionen als Vertriebsziele betrachtet werden: Ein Unternehmen muss mehr verkaufen, um mehr Emissionen zu vermeiden. Allerdings sollten hierbei einige grundlegende Feinheiten berücksichtigt werden, die vielen Unternehmen entgehen und sie somit davon abhalten, zu einer spürbaren globalen Dekarbonisierung beizutragen.
Im Zusammenhang mit den vermiedenen Emissionen geht es in erster Linie nicht nur darum, mehr alternative Produkte auf den Markt zu bringen (was allein schon zu einem Anstieg der globalen Netto-Emissionen führen würde), sondern darum, THG-intensive (herkömmliche) Produkte vom Markt zu verdrängen. Und das erfordert ein gezieltes Wachstum in jenen Märkten, die das größte Potenzial für Disruption und damit auch für Dekarbonisierung aufweisen. An dieser Stelle der Hinweis, dass es auf Greenwashing hinausläuft, wenn mit den vermiedenen Emissionen einer Lösung geworben wird, die die Auswirkungen eines herkömmlichen Produkts in Wirklichkeit nicht kompensieren.
Das primäre Ziel der vermiedenen Emissionen besteht darin, kohlenstoffintensive Produkte vom Markt zu verdrängen. Es läuft auf Greenwashing hinaus, wenn mit den vermiedenen Emissionen einer Lösung geworben wird, die die Auswirkungen eines herkömmlichen Produkts in Wirklichkeit nicht kompensieren.
Wenn vermiedene Emissionen Unternehmen nachhaltig dabei unterstützen sollen, einen Beitrag zur Erreichung des globalen Net-Zero-Ziels zu leisten, müssen Unternehmen diese Emissionen als Instrument zur Überprüfung und Ausrichtung ihres Wachstumskonzepts nutzen. Insbesondere können Unternehmen anhand der vermiedenen Emissionen feststellen:
- wo ihre Lösung potenziell die größtmögliche Anzahl von Produkten oder besonders treibhausgasintensiven Produkten verdrängen kann (beispielsweise auf Märkten, auf denen der Verbrauch eines treibhausgasintensiven Produkts hoch ist und es nur wenige emissionsärmere Alternativen gibt);
- welche Produkte verdrängt werden sollen (wichtiger Hinweis: Unternehmen sollten sich vorrangig auf Produkte mit dem größten Disruptionspotenzial konzentrieren und den Fokus auf die Vergrößerung des Emissionsunterschieds zwischen herkömmlichen und emissionsärmeren Produkten legen. Das Aufzählen vermiedener Emissionen beim Vergleich eines emissionsärmeren Produkts mit einem ähnlichen emissionsärmeren Produkt, beispielsweise Hafermilch mit Mandelmilch, gilt als Greenwashing.);
- wie sich die Auswirkungen im Vergleich zu einem herkömmlichen Produkt reduzieren lassen.
Zur Veranschaulichung dieses Punktes dient das Beispiel von Oatly, dem weltweit größten Unternehmen für Haferdrinks, das sich mit Quantis zusammengetan hat, um dem Konzept der Emissionsvermeidung auf den Grund zu gehen. Die Produktpalette von Oatly umfasst Getränke, tiefgekühlte Desserts, Fruchtgummis, Brotaufstriche usw. auf pflanzlicher Basis. Die Differenz zwischen den Emissionswerten der von Oatly verkauften Produkte („Lösung“) und herkömmlichen Produkten, die sie vom Markt verdrängen („Referenz“), entspricht der Menge an Emissionen, die vermieden wird. Zur Ausrichtung seines strategischen, nachhaltigen Wachstums prüft das Unternehmen, wo es wachsen kann: Auf welchen Märkten wird das zunehmende Angebot an pflanzlichen Alternativen die Milchproduktion und den Milchkonsum verdrängen? Welche herkömmlichen Milchprodukte sollen vom Markt verdrängt werden? Wie kann das Unternehmen die Auswirkungen seines Produkts im Vergleich zum herkömmlichen Milchprodukt weiter reduzieren?
Im Hinblick auf die Frage, wo herkömmliche Produkte verdrängt werden können, um gesamtgesellschaftliche Emissionsminderungen voranzutreiben, hat Oatly seine Geschäftstätigkeit in Regionen ausgebaut, in denen der Verbrauch von herkömmlichen Milchprodukten seit jeher hoch ist, beispielsweise in Nordeuropa und Nordamerika. In diesen Regionen ist das Emissionsvermeidungspotenzial besonders hoch, da die emissionsärmeren Lösungen von Oatly potenziell eine erhebliche Menge an treibhausgasintensiven Produkten verdrängen können. Oatly baut sein Geschäft auch in Regionen aus, in denen es relativ wenige Alternativen zu Milchprodukten auf pflanzlicher Basis gibt, um auf diesen Märkten eine Führungsposition einzunehmen und weiterhin Milchprodukte zu verdrängen.
Es liegt auf der Hand, dass die bloße Verfügbarkeit eines Produkts (samt bestätigter Nachhaltigkeit) nicht ausreicht, um die Einstellung und Verhaltensweisen der Verbraucher und Verbraucherinnen zu ändern – sie müssen das Produkt auch kaufen wollen. Um Verbrauchern und Verbraucherinnen Anreize zu geben, anstelle von herkömmlichen Produkten emissionsärmere Produkte zu kaufen, und erstere effizient zu verdrängen, müssen diese neuen Produkte eine vergleichbare oder bessere Qualität aufweisen (beispielsweise in Bezug auf Geschmack, Konsistenz, Preis, Qualität usw.).
Emissionsvermeidung stellt für Unternehmen ein wertvolles Instrument dar, um schneller eine Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz einzunehmen. Allerdings werden sie keine sinnvollen Veränderungen bewirken können, wenn sie die besagte Emissionsvermeidung als reinen Marketingtrick oder lediglich zur Umsatzsteigerung einsetzen. Unternehmen können positive Auswirkungen für die Gesellschaft erzielen, wenn sie Kennzahlen zu vermiedenen Emissionen dazu nutzen, ihre Geschäftsmodelle und Strategien kritisch zu bewerten, neu auszurichten und umzugestalten – angefangen bei den Produkten, die sie verkaufen, über die Lieferanten, mit denen sie zusammenarbeiten, bis hin zu den Märkten, in denen sie Geschäfte machen.
Leisten Sie tatsächlich einen Beitrag – oder betreiben Sie Greenwashing? Eine Methode zur Einschätzung der Auswirkungen Ihrer Geschäftstätigkeit
Wie können Unternehmen also herausfinden, ob ihre Lösung tatsächlich zu einer erheblichen Emissionsminderung für die Gesellschaft führt? Quantis hat in Zusammenarbeit mit Oatly eine Methode entwickelt, mit der berechnet werden kann, wie viele Emissionen durch die Umstellung von herkömmlichen Milchprodukten auf alternative Produkte auf pflanzlicher Basis vermieden werden. Nachfolgend analysieren wir ausführlich die Methode sowie die wichtigsten Parameter, die Unternehmen bei ihren Berechnungen berücksichtigen müssen, um ermitteln zu können, wie viele Emissionen tatsächlich eingespart werden:
Emissionsunterschiede: Um zwei Produkte erfolgreich miteinander vergleichen zu können, müssen Unternehmen ISO-konforme Ökobilanzanalysen (LCA) durchführen. Dabei vergleichen sie die THG-Emissionen, die durch ihr(e) Produkt(e) verursacht werden, mit den THG-Emissionen von herkömmlichen Produkten, die vom Markt verdrängt werden. Ist ein Produkt in mehreren Vertriebsländern erhältlich, so empfiehlt es sich, eine Analyse auf nationaler Ebene durchzuführen.
Absatzmengen: Die Unternehmen müssen auch Angaben zum Gesamtumsatz der Produkte, die sie vergleichen, sammeln, und zwar bezogen auf das Verkaufsvolumen (nicht den Umsatz). Dabei müssen sie den Umsatz bezogen auf das zu analysierende Produkt angeben und das Land bzw. die Länder, in denen es verkauft wird.
Umrechnungssatz: Das letzte Puzzleteil, das zur Berechnung der vermiedenen Emissionen herangezogen werden muss, ist der Anteil der herkömmlichen Produkte, die auf dem betreffenden Markt durch die emissionsärmere Alternative verdrängt werden. Dazu können an den Verkaufsstellen Kundenbefragungen durchgeführt werden. Durch diese lässt sich ermitteln, ob sie die Produkte des Unternehmens tatsächlich kaufen, ob sie anstelle herkömmlicher Produkte die Produkte des Unternehmens kaufen, welche herkömmlichen Produkte sie damit ersetzen und seit wann sie das jeweilige herkömmliche Produkt durch das Alternativprodukt des Unternehmens ersetzen. Die Umfrage muss (zumindest für die wichtigsten Märkte) auf nationaler Ebene durchgeführt werden, da das Kaufverhalten durch Kultur und Bräuche beeinflusst werden kann. Die entsprechenden Fragen müssen die wichtigsten Alternativen einbeziehen und sich konkret auf das Alternativprodukt des Unternehmens beziehen.
So lautete zum Beispiel im Fall von Oatly die Frage zur Bestimmung der Austausch-Rate: „Welche Produkte haben Sie konsumiert, bevor Sie die Produkte von Oatly gekauft haben?“ Den Verbrauchern und Verbraucherinnen standen dabei folgende Antwortmöglichkeiten zur Auswahl: „Milchprodukte“ / „Andere Produkte auf pflanzlicher Basis“ / „Hafergetränke anderer Marken“ / „Andere Getränke wie Wasser, Saft, kohlensäurehaltige Getränke usw.“ und „Ich habe vorher kein Produkt gekauft, da ich meinen Kaffee schwarz getrunken habe“. Da es sich bei dem „herkömmlichen Produkt“ oder „Referenzszenario“ um ein Milchprodukt und bei der „emissionsärmeren Alternative“ oder „Lösung“ um Oatly Getränke handelt, sollte bei der Berechnung der Austausch-Rate nur der Anteil der Oatly Verbraucher und Verbraucherinnen berücksichtigt werden, die angaben, zuvor Milchprodukte konsumiert zu haben.
Daher müssten die Unternehmen zur Berechnung der vermiedenen Emissionen die drei oben genannten Elemente wie folgt zueinander in Beziehung setzen:
Diese Vorgehensweise muss für alle Produkte und Länder repliziert werden, die ein Unternehmen in seinen Berechnungen berücksichtigen möchte.
Die Anwendung dieser Methode zur Berechnung der vermiedenen Emissionen eröffnet Unternehmen neue Chancen, einen entscheidenden Beitrag zur Beschleunigung der globalen Dekarbonisierung in Schlüsselbereichen der Wirtschaft zu leisten. Sie kann dazu führen, dass die Rolle der Unternehmen bei der Bekämpfung des Klimawandels aus einem neuen und umfassenderen Blickwinkel betrachtet wird. Darüber hinaus könnte sie – sofern ein Großteil der Unternehmen oder komplette Branchen diese Methode anwenden – Aufschluss darüber geben, welche Auswirkungen die umfassende Transformation herkömmlicher Wirtschaftsbranchen hat.
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