

Mit wachsendem Verbraucherbewusstsein und strengeren Vorschriften wird Nachhaltigkeitskommunikation zur strategischen Herausforderung. Greenwashing und Greenhushing zu vermeiden, ist entscheidend für Vertrauen und Compliance. Hier sind fünf Hauptzutaten für eine transparente und effektive Kommunikation.
Zusammenfassung:
- Die Rolle europäischer Vorschriften in der Nachhaltigkeitskommunikation – Die CSRD und die Green Claims Directive legen klare Regeln für Umweltangaben fest. Unternehmen müssen ihre Umweltversprechen mit zuverlässigen und nachvollziehbaren Daten untermauern, um Transparenz und Vertrauen zu gewährleisten.
- Greenwashing vermeiden durch vertrauenswürdige wissenschaftliche Daten – Umweltangaben müssen durch fundierte wissenschaftliche Studien, wie eine Lebenszyklusanalyse (LCA), gestützt werden, um glaubwürdige und rechtskonforme Aussagen sicherzustellen.
- Transparenz und Vertrauen: Was erwarten Verbraucher? Die fünf Prinzipien der Nachhaltigkeitskommunikation: Spezifität, Messbarkeit, Relevanz, Verständlichkeit und Zugänglichkeit.
- In Schulungen investieren – zur Vermeidung von Reputationsrisiken.
- Nachhaltigkeit als erfolgreiche Langfriststrategie – Nachhaltigkeitskommunikation ist ein Prozess: Sie erfordert Anpassungsfähigkeit, Innovation und einen kontinuierlichen Dialog mit Stakeholdern.
Vor dem Hintergrund zunehmend aufmerksamer Verbraucher und immer strengerer Vorschriften gibt es zwei strategische Fehltritte, die Unternehmen vermeiden müssen: Greenwashing — also die Praxis, falsche Angaben zu machen oder ein Unternehmen bzw. Produkt als besonders umweltfreundlich darzustellen — und Greenhushing — das Verschweigen von Nachhaltigkeitsinitiativen. Genau wie in einem Rezept, bei dem jede Zutat eine präzise und unverzichtbare Rolle spielt, kann in der Nachhaltigkeitskommunikation nur eine ausgewogene Mischung der richtigen Elemente Vertrauen schaffen und es einem Unternehmen ermöglichen, die Herausforderungen des Marktes und die Bedürfnisse des Planeten erfolgreich zu meistern.
Zutat 1: Kontext – Orientierung in der regulatorischen „Vorratskammer“
Sich in der europäischen Nachhaltigkeitsregulierung zurechtzufinden, ist wie der Gang in eine gut gefüllte Vorratskammer: Alles ist vorhanden, aber es braucht Organisation und Wissen, um es optimal zu nutzen.
Was sind die CSRD und die Green Claims Directive?
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und die Green Claims Directive sind zentrale Vorgaben, die bereits weit in den Gesetzgebungsprozessen fortgeschritten sind und grundlegend verändern, wie Unternehmen Nachhaltigkeit umsetzen und kommunizieren. Italien, Frankreich und andere EU-Mitgliedstaaten haben die CSRD bereits in nationales Recht überführt, während sich Deutschland noch im Gesetzgebungsverfahren befindet. Der aktuelle Regierungsentwurf vom 24. Juli 2024 soll die bisherige Richtlinie zur nichtfinanziellen Berichterstattung (NFRD) ersetzen. Hinsichtlich der Umweltdeklarationen wurde die Richtlinie 2024/825/UE (Schutz und Stärkung der Verbraucher in der grünen Transformation) am 6. März 2024 im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht. Die Mitgliedstaaten, einschließlich Deutschland, müssen diese Richtlinie bis zum 27. März 2026 umsetzen, wobei Unternehmen ab dem 27. September 2026 entsprechende Verpflichtungen erfüllen müssen. Diese Regelung wird anschließend in eine neue Richtlinie zur Regulierung von Umweltwerbeaussagen (Green Claims Directive) integriert, die bereits in erster Lesung vom EU-Parlament verabschiedet wurde.
Wie werden Umweltangaben verändert?
Diese Richtlinien zielen darauf ab, Umweltangaben zu regulieren, indem sie strenge Anforderungen für deren Überprüfung (unabhängig und durch akkreditierte Prüfer) und Kommunikation (so detailliert wie möglich und unterstützt durch digitale Werkzeuge wie QR-Codes) festlegen. Dadurch sollen Greenwashing-Praktiken verhindert und eine höhere Transparenz sowie Vergleichbarkeit für Verbraucher gewährleistet werden. Die Green Claims Directive sieht zudem erhebliche Sanktionen vor: bis zu 4 % des Jahresumsatzes sowie einen 12-monatigen Ausschluss von öffentlichen Aufträgen und Fördermitteln bei Nichteinhaltung.
Wie greifen die beiden Richtlinien ineinander?
Die CSRD erweitert die ESG-Berichtspflichten, indem sie sie direkt mit konkreten Maßnahmen und messbaren Initiativen verknüpft. Dadurch entsteht die ideale Grundlage für Umweltangaben, die durch belastbare, überprüfbare Daten gestützt und perfekt mit den Anforderungen der Green Claims Directive abgestimmt sind.
Zutat 2: Wissenschaft – Den bitteren Beigeschmack von Greenwashing vermeiden
Greenwashing – also der Versuch, sich durch irreführende oder unbegründete Umweltangaben ein nachhaltiges Image zu verschaffen – ist ein ernsthaftes Risiko für Unternehmen, die sich mit glaubwürdiger Nachhaltigkeit im Markt positionieren wollen. Neben der Schädigung des Unternehmensreputation kann Greenwashing auch zu erheblichen Sanktionen führen – sogar bevor die Green Claims Directive (GCD) vollständig umgesetzt wird. In Deutschland geht die Verbraucherzentrale Bundesverband (VzBv) juristisch gegen irreführendes Verhalten in diesem Bereich vor. Wie kann man sich vor Greenwashing schützen? Die wichtigste Zutat ist Wissenschaft: Eine Kommunikation, die auf unabhängig geprüften wissenschaftlichen Daten basiert und korrekt präsentiert wird (wie es die Green Claims Directive vorschreibt), hält jeder Überprüfung stand.
Zutat 3: Transparenz – Den Erwartungen moderner Verbraucher gerecht werden
Transparenz in der Nachhaltigkeitskommunikation ist nicht nur eine Forderung von Institutionen, sondern auch ein klares Bedürfnis der Verbraucher und eine grundlegende Voraussetzung für glaubwürdige Aussagen. Laut einer Studie von Simon-Kucher & Partners betrachten 58% der deutschen Verbraucher Nachhaltigkeit als einen wichtigen Faktor bei Kaufentscheidungen. Eine BCG-Umfrage aus dem Jahr 2023 ergab, dass unabhängig von Markt oder Produktkategorie die Mehrheit der Verbraucher ihre Entscheidungen auf Nachhaltigkeitskriterien stützt. Bei diesem hohen öffentlichen Bewusstsein ist Schweigen keine Option. Greenhushing ist daher weniger ratsam denn je: Unternehmen, die Vertrauen gewinnen und Verbraucher überzeugen möchten, müssen ihre Nachhaltigkeitsreise kommunizieren – auf wissenschaftlicher Basis und mit einem zentralen Prinzip vor Augen: Transparenz. Bereits 2022 entwickelte Quantis auf Grundlage seiner umfangreichen Erfahrung in der Nachhaltigkeitskommunikation fünf „goldene Regeln“, die fest in den Prinzipien der Quantifizierung verankert sind. Ausgangspunkt ist die Lebenszyklusanalyse (LCA) von Produkten und Dienstleistungen, um eine wissenschaftlich fundierte Orientierung für Umweltkommunikation zu bieten. Auf Grundlage dieses Leitfadens muss eine gute Umweltbehauptung fünf Prinzipien erfüllen: Sie muss spezifisch, messbar, relevant, verständlich und zugänglich sein.
- Spezifität Klarheit, Wahrhaftigkeit und Vollständigkeit sind entscheidend, damit Verbraucher informierte Entscheidungen treffen können. Unklare Begriffe wie „grün“, „nachhaltig“ oder „umweltfreundlich“ sollten hingegen vermieden werden.
- Messbarkeit Aussagen zu den Umweltauswirkungen eines Produkts müssen messbar sein und auf einer Lebenszyklusanalyse (LCA) basieren, die nach anerkannten Methoden und internationalen Standards wie PEF und ISO durchgeführt wurde und durch relevante Parameter und Indikatoren ergänzt wird.
- Relevanz Gute Umweltangaben sollten irreführende Informationen vermeiden, z. B. das Hervorheben der Abwesenheit einer Substanz, die ohnehin nie enthalten war, einer Eigenschaft, die das Produkt schon immer hatte, oder eines gesetzlich vorgeschriebenen Umweltvorteils.
- Verständlichkeit Die verwendete Sprache muss für Verbraucher verständlich sein – mit objektiven und neutralen Begriffen, ohne irreführende Bilder oder Farben. Falls Äquivalenzen genutzt werden, um die Umweltvorteile eines Produkts darzustellen, müssen diese in direktem Zusammenhang mit dem jeweiligen Umweltindikator stehen.
- Zugänglichkeit Informationen über die Umweltauswirkungen von Produkten müssen leicht zugänglich, klar und zuverlässig sein, damit Verbraucher fundierte Entscheidungen treffen können.
Zutat 4: Schulung – Fehler und Missverständnisse vermeiden
Fehlkommunikation ist wie ein Missgeschick in der Küche: Sie kann die gesamte bisherige Arbeit zunichtemachen. Wie bereits erwähnt, besteht ohne die notwendige Sorgfalt das reale Risiko, als wenig transparent oder – noch schlimmer – als irreführend wahrgenommen zu werden. Die oben genannten Richtlinien dienen als Wegweiser, um Unternehmen durch das Nachhaltigkeitslabyrinth zu führen. Doch um dieses komplexe „Menü“ zu bewältigen, sind Fachwissen und Vorbereitung erforderlich. Daher sollten Unternehmen in Schulungen für ihre Mitarbeitenden zu Nachhaltigkeitsthemen investieren und mit Branchenexperten zusammenarbeiten. Viele Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, qualifizieren ihre Mitarbeitenden bereits weiter, um sie auf die Herausforderungen der Nachhaltigkeitskommunikation vorzubereiten. Zudem implementieren sie häufig interne Validierungsprozesse für ihre Nachhaltigkeitsangaben. Diese Prozesse können verschiedene Abteilungen einbeziehen: von den operativen Teams über interdisziplinäre Nachhaltigkeitsteams bis hin zur abschließenden, unverzichtbaren Prüfung durch die Rechtsabteilung.
Zutat 5: Vision – Sich in einem gesättigten Markt abheben
Im stark umkämpften und wettbewerbsintensiven italienischen Markt kann eine langfristige Nachhaltigkeitsvision das entscheidende Element sein, um das eigene Engagement zu festigen und zu kommunizieren. Es geht also nicht nur darum, innovative Einzelprojekte umzusetzen und zu kommunizieren, sondern darum, Nachhaltigkeit in eine langfristige Strategie zu integrieren – eine Strategie, die sich mit den Bedürfnissen des Planeten weiterentwickelt und über das Hier und Jetzt hinausblickt, um eine Erzählung von gemeinsamem und dauerhaftem Wert zu schaffen. Durch diese Perspektive können Unternehmen ihre Stakeholder auf einem authentischen Weg zur Nachhaltigkeit begleiten – und dabei nicht nur erzielte Ergebnisse hervorheben, sondern auch laufende und zukünftige Prozesse sichtbar machen. Auf diese Weise heben sie sich im Markt hervor, indem sie eine klare Übereinstimmung zwischen Worten und Taten zeigen (walk the talk), ihre Reputation stärken und Stakeholder in echte Markenbotschafter verwandeln – als „Wegbegleiter“ auf der gemeinsamen Nachhaltigkeitsreise.
Abschließende Empfehlung: Weiter mixen!
Eine Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln und diese effektiv zu kommunizieren, ist keine Aufgabe, die mit einer einzigen Initiative abgeschlossen werden kann. Wie beim Kochen liegt das Geheimnis darin, ständig weiter zu mischen und das Rezept zu verfeinern: Die Kommunikation kontinuierlich verbessern, sich an neue Herausforderungen anpassen und einen offenen Dialog mit dem Publikum aufrechterhalten. Nur so lässt sich das Vertrauen der Verbraucher bewahren und gleichzeitig ein konkreter Beitrag zu der nachhaltigen Zukunft leisten, die wir uns alle wünschen.
Further resources

Änderung des Narrativs: Wie Sie das Verbrauchervertrauen durch bessere Kommunikation stärken, anstatt es zu schwächen
Im „Zeitalter des Misstrauens“ müssen die Unternehmen ihre Nachhaltigkeitskommunikation weiterentwickeln, um das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher zu gewinnen (oder wiederherzustellen).